SSAB plant eine Beschleunigung seiner Umstellung auf fossilfreien Stahl um 15 Jahre

Wie die Lieferzahlen zeigen, verschärft sich der Wettbewerb bei klimaneutralen Fahrzeugen. Der Vorstand von SSAB hat die strategische Entscheidung getroffen, die Bandstahlproduktion in Skandinavien grundlegend zu transformieren und den grünen Wandel des Unternehmens zu beschleunigen. Die Entscheidung wurde vor dem Hintergrund einer stark wachsenden Nachfrage nach fossilfreiem Stahl getroffen.

Wie möchte SSAB so schnell fossilfrei werden?

Geplant ist, das bestehende System durch neue Minifabriken zu ersetzen, was zu einem breiteren Produktprogramm und einer verbesserten Kostensituation führen wird. Ziel ist es, die Kohlendioxidemissionen bis 2030 weitgehend zu eliminieren – 15 Jahre früher als bislang angekündigt. Um dieses Ziel zu erreichen, muss jedoch die notwendige Infrastruktur rechtzeitig vorhanden sein, insbesondere der Zugang zu fossilfreiem Strom.

Die bestehenden Standorte werden durch Minifabriken ersetzt, die zahlreiche Vorteile bieten, darunter:

  • Ein stärker ausgearbeitetes „Abmessungsprogramm“, um die Toleranzen bei Stählen für die Automobilindustrie weiter zu verbessern.
  • Deutlich kürzere Vorlaufzeiten durch eine effizientere Produktion.
  • Erhöhte Flexibilität, um auf Geschäftsschwankungen zu reagieren.
  • Erhöhte Kapazität und breiterer Mix von extra- und ultrahochfesten Docol® Güten für die Automobilindustrie.
  • Geringere Kosten.
  • Und natürlich die Eliminierung der Kosten für Kohlendioxidemissionen, da die alten Hochöfen von SSAB außer Betrieb genommen werden.
Raahe-Werk aus der Luft

Luftaufnahme des SSAB Stahlwerks Raahe. Nach den neuen Planungen werden die Werke in Luleå (Schweden) und Raahe (Finnland) in kostengünstige Minifabriken mit Elektrolichtbogenöfen und Walzwerken umgewandelt. Die Werke in Borlänge (Schweden) und Hämeenlinna (Finnland) werden entsprechend den neuen Produktionsverfahren weiterentwickelt.

Unsere Kunden verlangen fossilfreie Produkte von SSAB. Wir können die technischen Herausforderungen lösen und verfügen über eine starke finanzielle Position.

Martin Lindqvist, CEO von SSAB

„Unsere Kunden verlangen zunehmend fossilfreie Produkte von SSAB“, erklärt Martin Lindqvist, President und CEO von SSAB. „Wir können die technischen Herausforderungen lösen und verfügen über eine starke finanzielle Position. Wenn wir die Frage der Stromversorgung und der Umweltgenehmigungen zusammen mit der gesamten Gesellschaft lösen können, können wir die Umstellung 15 Jahre früher vollziehen, als wir es bislang geplant haben. Wir können den Plan durch unseren eigenen Cashflow finanzieren, was zu einem breiteren Produktprogramm und einer verbesserten Kostensituation führt.“ Lesen Sie die vollständige Pressemitteilung über die Beschleunigung der Pläne für eine fossilfreie Stahlproduktion von SSAB.

Das weltweit erste Fahrzeug aus fossilfreiem Stahl: ein selbstfahrender Bergbaulaster der Volvo-Gruppe
Das weltweit erste Fahrzeug aus fossilfreiem Stahl: ein selbstfahrender Bergbaulaster der Volvo-Gruppe

Wasserstoffreduziertes Eisen aus der HYBRIT-Pilotanlage in Luleå (Schweden) wurde für die Herstellung des weltweit ersten Fahrzeugs aus fossilfreiem Stahl verwendet: einem selbstfahrenden Bergbaulaster der Volvo-Gruppe.

Das erste Fahrzeug aus fossilfreiem Stahl existiert bereits

Das weltweit erste Fahrzeug aus fossilfreiem Stahl von SSAB wurde am 13. Oktober 2021 von der Volvo Group vorgestellt. Es ist kein Pkw, sondern ein Laster, der im Bergbau und in Steinbrüchen eingesetzt wird.

„Die Volvo Group hat sich der Entwicklung von attraktiven, sicheren und effizienten neuen Fahrzeugen und Maschinen verschrieben, die den Weg zu einem nachhaltigeren Transport- und Infrastruktursystem bahnen, das für die Zukunft eingeführt wird“, sagt Martin Lundstedt, President und CEO der Volvo Group.

„Der grüne Wandel ist möglich und bringt Ergebnisse“, ergänzt Martin Lindqvist, President und CEO von SSAB. „So entsprechen beispielsweise die mechanischen Eigenschaften und die Leistung unserer fossilfreien Stähle unseren bestehenden Güten. Ihre Umformung zu Bauteilen ist genau gleich. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die eine Stahlerzeugungsmethode nachhaltig ist und die andere nicht.“

Ein klimaneutraler Pkw bis 2030

Das Polestar-0-Projekt zielt auf den Bau eines klimaneutralen Autos ab, indem die Emissionen aus der gesamten Lieferkette eliminiert werden. Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem schwedischen Elektroautohersteller Polestar und SSAB werden die Möglichkeiten einer Verwendung von reinem, direkt reduziertem Eisen (DRI über grünen Wasserstoff) von SSAB erkundet. Dazu gehört die Verwendung von fossilfreiem Stahl, der herkömmlichen Stahl für die Automobilindustrie sowie weitere Materialien mit hohem CO2-Fußabdruck ersetzt.

„Polestar will bis 2030 ein ,wirklich klimaneutrales' Auto bauen, indem es die Art und Weise, wie das Auto hergestellt wird, verändert, anstatt den Kohlenstoff durch das Pflanzen von Bäumen zu kompensieren“, schreibt das Magazin The Drive.

Thomas Ingenlath, CEO von Polestar, merkt an: „SSAB weist den Weg zur Herstellung von hochwertigem Stahl ohne Kohlendioxidemissionen. Die Lösungen von SSAB werden von unschätzbarem Wert sein, wenn es darum geht, Polestar bei der Dekarbonisierung unserer Fertigungsprozesse und der von uns verwendeten Materialien zu unterstützen.“

Der Ansatz von Polestar wird eine Zusammenarbeit über den gesamten Entwicklungsprozess der Autos und die Wertschöpfungskette hinweg ermöglichen – von den Zulieferern bis zu den Einzelhändlern. The Drive: „Polestar scheint nicht ein solches Unternehmen zu sein, das die wirklich bedeutenden Durchbrüche, die sich aus diesem Projekt ergeben, für sich behalten würde.“

Inzwischen hat auch Mercedes-Benz eine Partnerschaft mit SSAB gestartet, bei der ab 2023 fossilfreier Stahl für Rohkarosserien verwendet werden soll. Mercedes-Benz peilt letztlich an, seine gesamte Wertschöpfungskette CO2-neutral zu machen.

Projekt Polestar 0

Null CO2-Emissionen für die Produktionsphase („Cradle-to-Gate“) ist das Ziel des Polestar 0-Projekts 2030.

Grüner Stahl ist auch für Zulieferer geeignet

Faurecia, einer der weltweit führenden Hersteller von Automobilkomponenten, hat auch bei der Umstellung auf eine nachhaltige Mobilität die Nase vorn – von der Herstellung von Wasserstoffspeichern für Fahrzeuge bis zum sogenannten „Cockpit der Zukunft“, einem vernetzten, personalisierten und prädiktiven Cockpit.

Faurecia ist der erste Zulieferer der Automobilindustrie, der die Potenziale der fossilfreien Stähle von SSAB erkundet hat und bis 2026 den Bau seiner Sitzstrukturen aus fossilfreien extra- und ultrahochfesten Stählen plant. „Faurecia setzt seit einiger Zeit auf extra- und ultrahochfeste Stähle, um seine Autokomponenten fester, leichter und sicherer zu machen“, sagt Lindqvist von SSAB.

„Dies ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg zur CO2-Neutralität für Scope-3-Emissionen“, sagt Patrick Koller, CEO von Faurecia.

Dies ist ein großer Schritt auf unserem Weg zur CO2-Neutralität bei Scope-3-Emissionen

Patrick Koller, CEO von Faurecia

Sitzstruktur

Faurecia verwendete bereits extra- und ultrahochfeste Docol® Stähle, als das Unternehmen das Ziel formulierte, bis 2026 eine Sitzstruktur aus fossilfreiem Stahl zu bauen.

Ein Ökonom fragt:

Können sich Hersteller noch leisten, KEINEN grünen Stahl zu verwenden?

„Wenn wir eine nachhaltige Gesellschaft werden wollen, brauchen wir grüne Lieferketten und unsere gesamte Produktion muss umweltfreundlich sein“, sagt Fredrik N. G. Andersson, außerordentlicher Professor an der Universität Lund.

„In meinen Untersuchungen habe ich festgestellt, dass Hersteller, die mit teureren Materialien konfrontiert sind, tatsächlich reagieren, indem sie effizienter und produktiver werden ...

Die höheren Kosten für nachhaltige Materialien, fossilfreien Stahl, sind im Grunde keine Kosten für die Gesellschaft ... Sie werden zu einem Nutzen für die Gesellschaft, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft. Ja, es ist eine große Herausforderung, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu werden. Aber wenn Sie an der Spitze stehen, sind Sie derjenige, der die neue Technologie entwickelt und neue Fähigkeiten und Know-how erworben hat. Und dann haben Sie einen enormen Wettbewerbsvorteil.

Die Umstellung [auf nachhaltige Automobilwerkstoffe] ist technisch möglich. Sie ist wirtschaftlich möglich. Aber sie verlangt Veränderungen von Unternehmen, von den Haushalten, von der Politik. All das ist möglich. Und die Gesellschaften verändern sich ständig.“

Für Hintergrundinformationen darüber, wie SSAB seinen praktisch kohlenstofffreien Stahl herstellt, klicken Sie auf fossilfreiem Stahl und HYBRIT: die Partnerschaft aus den Bereichen Energie, Bergbau und Stahl, die beim Rennen um die Wasserstoff-DRI-Stahlproduktion weit an der Spitze liegt.

Fredrik N. G. Andersson, Ökonom

Fredrik N. G. Andersson, Ökonom: „Wir alle wissen, dass die Dinge derzeit nicht nachhaltig sind ... und dass sich die Gesellschaften ständig verändern.“

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