Emissionsgutschriften für fossilfreien Stahl 2026

Umweltproduktdeklarationen (EPDs) sind unabhängig geprüfte und registrierte Dokumente mit transparenten und vergleichbaren Daten, die für Lebenszyklusanalysen Ihrer Produkte verwendet werden können. Die neuen EPDs von SSAB erleichtern den Vergleich unseres derzeitigen Stahls auf Eisenerzbasis mit der Verwendung von recyceltem Stahl. Und unser fossilfreier Stahl ab 2026 wird einen noch niedrigeren EPD-Wert bei den CO2-Emissionen haben.

Optimieren Sie jetzt die Lebenszyklusanalysen in der Automobilindustrie – und ab 2026 noch viel mehr

Der folgende Artikel basiert auf einem aktuellen SSAB-Webinar, das Sie auf Nachfrage ansehen können. Wenn Sie weitere Hintergrundinformationen darüber wünschen, wie und warum SSAB eine neue Technologie auf Wasserstoffbasis zur Herstellung von fossilfreiem Stahl einsetzen wird, sehen Sie sich dieses Webinar an.

Geben Sie uns zunächst einen kurzen Überblick über die HYBRIT-Entwicklung – das Projekt, das fossilfreien Stahl ermöglicht.

Thomas Hörnfeldt: Nun, unsere kleine Pilotanlage ist seit September 2020 in Betrieb, nachdem sie vom schwedischen Ministerpräsidenten gestartet wurde. Ich sage „klein“, aber sie ist tatsächlich 50 Meter hoch.

Und wir haben gerade bekanntgegeben, dass wir die weltweit erste Produktionsanlage für fossilfreien Eisenschwamm in Gällivare (Schweden) bauen werden. Diese Anlage wird 2025/26 in Betrieb gehen und eine anfängliche Kapazität von 1,3 Millionen Tonnen (2026) haben. Wir liegen also voll im Zeitplan, um unser Ziel zu erreichen, bis 2026 einen kommerziellen fossilfreien Stahl für alle unsere Produktgruppen anzubieten.

Der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven und die Hybrit-Anlage
Thomas Hörnfeldt und Jonas Larsson

Thomas Hörnfeldt, VP Sustainable Business, SSAB, und Jonas Larsson, Director Environmental Affairs, SSAB.

Bitte erklären Sie uns die Arbeit von SSAB mit Science Based Targets.

Jonas Larsson: Die Klimaziele von SSAB wurden von der Science Based Targets Initiative (SBTi) genehmigt, was bedeutet, dass unsere Ziele mit den aktuellen Erkenntnissen der Klimawissenschaften und dem Pariser Abkommen übereinstimmen.

Soweit wir wissen, verfügt SSAB über die erste SBTi-Zulassung für Stahl auf Eisenerzbasis – daher sind wir wirklich stolz auf diese Anerkennung. Unsere Ziele, die unsere direkten Emissionen ebenso einbeziehen wie die indirekten Emissionen aus gekaufter Energie, sind eine Reduzierung der Emissionen um 35 % bis 2032, wobei 2018 unser Basisjahr sein wird.

Titelseiten der Umweltproduktdeklarationen (EPD) von SSAB

Und jetzt gibt es Umweltproduktdeklarationen (EPDs) für alle unsere Produktgruppen?

Jonas Larsson: Ja, SSAB Kunden haben Umweltproduktdeklarationen oder EPDs angefordert – und jetzt können sie fünf Deklarationen für unsere Flachstähle und zusätzliche Deklarationen für unsere Rohrstähle auf SSAB.com oder vom internationalen EPD® System unter environdec.com herunterladen.

Einige SSAB Stahlprodukte werden sowohl in Schweden als auch in Finnland hergestellt. Sind die EPDs für verschiedene Werke unterschiedlich?

Jonas Larsson: Nein, wir verwendeten gewichtete Durchschnittswerte aus allen unseren Werken. Für jedes Stahlprodukt finden Sie also die Daten, die Sie für die Lebenszyklusbewertung auf einer einzelnen EPD benötigen, unabhängig davon, ob der Stahl aus einem schwedischen oder finnischen SSAB Werk stammt. Dies ist sinnvoll, da viele Produkte an mehr als einem Standort hergestellt werden.

Was hat SSAB aus dem EPD-Prozess gelernt?

Jonas Larsson: Da die EPDs international vergleichbar sind, konnten wir unsere Maßstäbe für die CO2-Effizienz aktualisieren und vergleichen uns somit mit Eisen- und Stahlherstellern auf der ganzen Welt. Wir stellten fest, dass der weltweite Durchschnitt der CO2-Emissionen um 10 bis 20 % höher war als bei der Produktion von SSAB. Und dass SSAB immer noch den besten Wert in jeder Produktgruppe aufweist: warmgewalzte, kaltgewalzte und metallbeschichtete Stähle.

Wie können Autohersteller die neuen Docol EPDs in den Lebenszyklusanalysen ihrer Autos verwenden?

Jonas Larsson: Der sogenannte „Scope 3 Upstream“-Teil der Lebenszyklusanalyse eines Autoherstellers umfasst dessen Rohmaterialien – in diesem Fall extra- und ultrahochfesten Docol Stahl. Wann immer möglich, bittet SSAB unsere Automobilkunden natürlich, die Verwendung von Docol Kaltumformstahlgüten anstelle von warmumgeformten Stählen in Erwägung zu ziehen, um ihre Umweltauswirkungen bei Scope 2 (Energie) und Scope 1 (Produktion) zu reduzieren. Und wir bitten sie auch, zusätzliche Umstellungen bei ihren Konstruktionen für die breitere Anwendung von höherfesten Stählen zu erwägen, um ihre Fahrzeuge noch leichter zu machen. Das verringert den Energieverbrauch und die Emissionen beim Fahren reduziert, die in der Lebenszyklusanalyse des Fahrzeugs als „Scope 3 Downstream“ erfasst sind.

Auch das Ende der Lebensdauer des Fahrzeugs ist in den Docol EPDs enthalten, richtig?

Jonas Larsson: Ja! Für die Autobauteile aus unserem Stahl. Wie Sie wissen, kann Stahl als Fahrzeugmaterial unendlich oft recycelt werden, ohne seine Eigenschaften zu verlieren. Die Recycelbarkeit von Stahl ist in unseren Umweltproduktdeklarationen ein riesiger Vorteil.

Erläutern Sie die CO2 -Emissionswerte, die in einer unserer EPDs aufgeführt sind.

Jonas Larsson: Gern. Diese EPD gilt für unsere warmgewalzten Stähle und Coils:

Kurve für die Tonnen CO2-Emissionen pro Tonne Stahlprodukt
Tabellenerläuterung

In der Spalte mit der Bezeichnung „A1-A3“ ist das Kilo CO2-Äquivalent aufgeführt – in unserem Fall 2,16 Tonnen CO2 für jede Tonne Stahl, die zum Beispiel an einen Autohersteller geliefert wird. Spalte D stellt die Gutschrift für den Stahl dar, der am Ende der Lebensdauer des Fahrzeugs recycelt wird: Sie beträgt minus 1,48 Tonnen CO2. Das bedeutet 2,16 – 1,48 = 0,68 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl – das ist vergleichbar mit der Stahlproduktion auf Schrottbasis.

Thomas Hörnfeldt: Stellen Sie sich vor: Die Welt recycelt jetzt 85 bis 90 % des gesamten Stahls – aber das erfüllt derzeit nur 25 % unseres Bedarfs an neuen Stahlprodukten. Der Rest muss aus Eisenerz stammen. Und die derzeitige Stahlproduktion auf Eisenerzbasis von SSAB ist gemäß unseren EPDs vergleichbar mit der Verwendung von recyceltem Stahlschrott für Ihr Produkt.

Das ist beeindruckend, aber was geschieht mit den EPD-Werten, wenn Sie fossilfreien Stahl liefern?

Jonas Larsson: 2026, wenn SSAB mit dem Verkauf von fossilfreiem Stahl beginnt, wird der Wert in der A1-A3-Spalte viel niedriger sein, aber der Recyclingwert von -1,48 bleibt gleich. Dann werden wir einen Wert haben, der viel niedriger ist als alles, was heute verfügbar ist. Wie genau dieser Wert sein wird, werden wir wissen, wenn jedes unserer fossilfreien Stahlprodukte 2026 eine eigene EPD hat.

Thomas Hörnfeldt: Wenn zum Beispiel Ihr Elektrofahrzeug Materialien enthält, die bei der Lebenszyklusbewertung nicht null Emissionen erreichen können – ich denke an Batteriepacks, aber es könnte jedes schwer zu reduzierende Material sein –, dann könnten Sie dies zumindest teilweise durch die Anwendung von fossilfreiem Stahl ausgleichen.

Fragen von Webinar-Teilnehmern

Werden alle Arten von SSAB Produkten 2026 als fossilfreie Stähle erhältlich sein?

Ja.

Wird es ein spezielles Zertifikat für fossilfreie Stähle geben?

Ja. Fossilfreie Stähle werden eigene Umweltproduktdeklarationen haben.

Werden sich die Eigenschaften von fossilfreien Stählen von denen von herkömmlichen unterscheiden?

Nein. Beim Eisenerzeugungsprozess durch H2-Direktreduktion entsteht „Eisenschwamm“, der einem Elektrolichtbogenofen zugeführt wird. Alle nachfolgenden Stahlerzeugungsprozesse, die für die Eigenschaften einer bestimmten Stahlgüte sorgen, werden dieselben sein wie heute. Der einzige Unterschied wird sein, dass SSAB diese Stahlerzeugungsprozesse mit fossilfreien Brennstoffen und fossilfreiem Strom durchführen wird.

Unterscheidet sich das Recycling von fossilfreiem Stahl von herkömmlichem Stahl?

Der Recyclingprozess ist derselbe. Fossilfreier Stahl wird jedoch zum ersten Mal überhaupt die Menge an Stahlschrott erhöhen, der weltweit verfügbar ist, ohne dabei beträchtliche CO2-Emissionen zu verursachen. Das ist ein großer Unterschied.

Wie ist der CO2-Fußabdruck für die von Ihnen verwendeten vorgelagerten Produkte zertifiziert?

Wir lassen die Materialien von einem unabhängigen Prüfer prüfen, der auch bestätigt, dass die von uns verwendeten Materialdatenbanken vorhanden sind. Das ist alles Teil des EPD-Prüfungsprozesses und alle Schritte sind für jedermann transparent.

Gibt es bei SSAB Bedenken bei der direkten Wasserstoffreduktion wegen der Wasserstoffversprödung?

Wir haben uns diese Frage natürlich auch gestellt. Doch die Antwort lautet „Nein“. Beim Eisenerzeugungsprozess verbindet sich der Wasserstoff (H2) mit dem Sauerstoff (O) im Eisenoxid und bildet H2O (Wasser) als Nebenprodukt. Verbleibender Wasserstoff verschwindet sehr schnell – wenn nicht schon früher, dann sicher im Elektrolichtbogenofen.

Haben Sie weitere Fragen zu SSAB als ersten Hersteller von fossilfreiem Stahl?

Ihr lokaler Docol® Vertreter gibt Ihnen gern die Auskünfte, die Sie brauchen.